Nach langer Suche und langwierigen Vergleichen zwischen Mamiya 7II, Plaubel Makina 67, Bronica RF645 und der Fuji GF670 sowie anderer Fuji GA645 und Fuji GF690 Mittelformat-Modellen habe ich mich heute für eine weitwinkelige (28mm auf KB) Fuji GA645Wi entschieden. Entscheidend war, den goldenen Mittelweg zwischen Leistung, Gewicht, Größe und raschen Einsatz zu finden.
In Europa ist diese Kamera eigentlich nicht zu bekommen, daher wurde ich in Japan fündig – und auch der österreichische Zoll hat das herausgefunden. In Summe eine nicht ganz günstige Kamera mit dem Bildformat 6×4,5cm im Hochformat. Das bedeutet, dass diese Mittelformatkamera nicht wie die meisten Kameras im Längsformat die Bilder aufnimmt, sondern automatisch im Hochformat. Man muß die Kamera also hochstellen um breit zu fotografieren. Welch ein Wortspiel 🙂
Das billige Kunststoffdesign täuscht, die Haptik ist extrem wertig und angenehm leicht. Gewöhnungsbedürftig ist der Sucher, der durch das Weitwinkel die Randlinien beugt, aber man muß sich gedanklich vorstellen, dass am Negativ die Linien wirklich gerade sind, einzig die Mitte des Bildes ist etwas gestaucht, aber auch das bekommt man in den Griff. Die Sonnenblende ist dabei ein wirkliches muß, glücklicherweise war diese im Original dabei, denn sie ist als Ersatzteil kaum zu bekommen. Die verbaute Festbrennweite ist von der Qualität mit den heutigen besten Gläsern von Fuji zu vergleichen. Unglaubliche Schärfe und keine chromatische Aberrationen. Diese Optik gehört geschützt, daher habe ich einen speziellen Schutzfilter mit 52mm Durchmesser gesucht und – um keine Vignettierungen zu verursachen – einen sehr dünnen Filter gefunden. Dennoch hat der Slimfilter ein Gewinde worauf auch die Sonnenblende passt und einrastet. Perfekt!
Als Reisekamera kann ich sie sehr empfehlen, allerdings ist die Objektivmechanik und der Filmtransport etwas laut, was in stiller Umgebung automatisch die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dafür bekommt man 16 Bilder am laufenden Band und kann da und dort auch mal eine Belichtungsreihe riskieren.
Nachsatz 19.04.2020
Leider ist mir im Vorjahr ein Malheur passiert. Bis dato hatte ich mit aufladbaren Akkus gearbeitet und hatte niemals Probleme. Nur wie es der Teufel will, habe ich gleich nach dem Ladevorgang die frischen Akkus eingelegt und so die Auslöseplatine geschossen. Es hat nur einen kurzen Pieps gemacht und aus wars. Auch ein Reparaturservice in Wien konnte mir nach fast einem halben Jahr nur die Kamera unrepariert zurückgeben, ein Ersatzteil war selbst beim Hersteller in Japan nicht zu bekommen. Der Rat war hier eindeutig: Niemals Akkus verwenden, die Voltzahl kann hier größere Schwankungen haben. Daher immer zu Originalen Batterien der Art CR123a verwenden.
Mir fehlt die Kamera und da ich meinen zuletzt gebuchten Fototrip in die Niederlande nun wegen Corona + Krankenstand ohnehin nicht antreten kann, leiste ich mir eine Neue/Alte und habe auf den Sofortkaufbutton gedrückt, denn in Japan gibt es diese Kamera doch noch ab und zu in gutem Erhaltungszustand und niedrigen Auslösungen zu erwerben. Ärgerlich ist hier nur mal wieder der Zoll – und das trotzt Freihandelsabkommen mit Japan. Das man für eine 40 Jahre alte Kamera Steuer wie für eine Neuware bezahlen muss, schmerzt ein wenig.